Das heutige Zitat aus der Rubrik Lazys Greats stammt wohl von ihm. So ganz sicher kann man sich mit dem Ursprung von Zitaten ja nie sein. Das Zitat, um das es geht lautet wie folgt:
„Nichts auf der Welt geht über Beharrlichkeit. Talent nicht – es wimmelt von gescheiterten Existenzen mit Talent. Genie nicht – das verkannte Genie ist ein geflügeltes Wort. BIldung nicht – die Welt ist voll von gebildeten Wracks. Zielstrebigkeit und Ausdauer alleine garantieren den Erfolg.“
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde dieses Zitat spannend. Der Teil, der von der Beharrlichkeit handelt, spricht mich direkt an. Und der Teil mit dem garantierten Erfolg stimmt mich nachdenklich.
Ich bin sicher kein Genie. Aber ich bin oberflächlich betrachtet ein fast erfolgloser Mensch mit Talent. Gebildet bin ich auch. Und mit 51 ganz klar ein gebildetes Wrack.
Ich bin auf gewissen Ebenen ein beharrlicher Mensch. Ich beschäftige mich seit dreißig Jahren mit Themen wie Spiritualität, Kommunikation und Potentialentfaltung. Aber auch mit Problemen habe ich Ausdauer. Manche hege und pflege ich schon seit meiner Kindheit.
Und auf meiner ausdauernden Suche nach Glück, Gelassenheit und materiellem Erfolg habe ich viele unterschiedliche Fährten aufgenommen. Einigen bin ich ziemlich weit gefolgt. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, ich sei angekommen.
Auf der Suche nach dem Kiffer-Nirvana
Aber an der Oberfläche des Alltags war ich weit weniger beharrlich. Da habe ich meine Zelte immer wieder abgebrochen. Näher betrachtet irrte ich in einem Problem-Labyrinth umher, wie Odysseus auf den Meeren der Antike.
Und eigentlich war das ein guter Anfang. Ich hatte bereits verstanden, dass Probleme Tore zu unerschlossenen Potentialen waren. Und ich hatte auch verstanden, dass die hässlich geschnitzten Fratzen und wütenden Wächter am Eingang dieser Pforten unsere Entschlossenheit und Hingabe auf die Probe stellen.
Aber ich hoffte, ich würde auf der anderen Seite ein Leben ohne Probleme finden. Ich hoffte auf ein kleines Kiffer-Nirvana, indem alles leicht und seicht sein würde. Und ich hoffte, ich könnte die innere Unruhe loswerden, die doch vor allem Lebenskraft war, die produktiv umgesetzt werden wollte.
Ich öffnete die Pforten und ich ging hinduch. Doch das Paradies gab sich nicht als solches zu erkennen. Ich war unzufrieden mit dem, was ich auf der anderen Seite fand.
Unbeständig auf dem Weg der Selbstentfaltung
Eine ähnliche Unbeständigkeit legte ich in den Themen an den Tag, mit denen ich mich beschäftigte. Mal ging es um Kommunikation, mal um Zeitmanagement. Es ging um Projektmanagement und Kreativität. Ich vertiefte mich in Trauerarbeit, Traumatherapie und moderne Gelassenheitspraxis. Dann kamen Musik dazu und kreatives Schreiben und noch so einiges mehr.
Erst schienen die unterschiedlichen Themen um meine Aufmerksamkeit zu konkurieren. Dann fingen sie an, sich mit einander zu verbinden.
In diesem gleichsam mutigen wie magischen Prozess fand ich etwas, das viel besser war als das Paradies nach dem ich gesucht hatte: produktive Glückseligkeit. Mir wurde klar, dass dieser Alltag, mit all seinen Problemen, der existenzielle Spielplatz ist, nach dem ich mich gesehnt hatte.
Zielstrebigkeit funktioniert … anders als gedacht
Wenn Zielstrebigkeit und Ausdauer also zum Erfolg führen, dann hatte das bei mir funktioniert. Es hatte trotz und gerade wegen einer Unbeständigkeit an der Oberfläche funktioniert, die doch vor allem Hingabe an meine Entwicklung gewesen war. Ich war bereit, mich zu entwickeln. Und ich war bereit, geschmeidig über das zu trauern, was ich dem Leben folgend hinter mir lassen musste.
Auf diesem beharrlich unbeständigen Weg bin ich an einem komplett anderen inneren und äußeren Ort herausgekommen, als ich mir erträumt hatte. Und mein Erfolg hat wenig mit dem zu tun, was wir landläufig unter Erfolg verstehen.
Meine Beharrlichkeit bezog sich auf das achtsame Lustprinzip. Das wird mir rückblickend klar. Ich übte mich mit Ausdauer darin, am Leben dran zu bleiben. Und das Lustige: Die Früchte dieser Anstrengung ernte ich in jedem Augenblick.
Das ist der Erfolg des Productivistas. Selbst wenn dieser für den ungeübten Betrachter nicht wie Erfolg wirkt, so ist es doch der einzige Erfolg, der zählt. Kinder spüren das. Und sie folgen diesem Gespür.
Sie lieben es, mit Erwachsenen zu tun zu haben, die dem Leben folgen. Das ist das, was sie auf ursprüngliche und manchmal ungehobelte Weise selbst tun. Und das ist das, woran sie uns mir ihrer ganzen überschäumenden Lebendigkeit erinnern.
A propos dem Leben folgen:
- Woran hältst du fest, obwohl dir das Festhalten schon länger Schmerzen bereitet?
- Was möchtest du loswerden, aber es hält dich gefühlt fest oder gefangen?
- Und wenn du die Geschäftigkeit herunter fährst und in dich gehst: Auf welchen Weg ruft dich das Leben beharrlich und unnachgiebig, während du bockig an deinem Status Quo und deinen aktuellen Lebenskonzepten festhälst?
Gerne können wir uns im Rahmen von Lazys Space darüber unterhalten.